Good Practice und Evidenzorientierung
Wenn Sie Handlungsbedarf bzw. Problemstellungen in Ihrer Kommune ermittelt haben, stellt sich die Frage, welche Maßnahmen zu deren Lösung ergriffen werden können. Möglicherweise gibt es in der Kommune bereits problembezogene Angebote, die sich zielgerichtet ausbauen lassen. Anderenfalls gilt es, neue Präventionsmaßnahmen umzusetzen. Problematisch ist, dass sich die Auswahl neuer Präventionsmaßnahmen nicht selten weniger danach richtet, welche Maßnahmen eine erfolgversprechende Bearbeitung der spezifischen Problemstellungen versprechen, sondern welche Kompetenzen vor Ort vorhanden sind. Beispielsweise wird dann die Jugendsozialarbeit gebeten, „etwas“ zu erarbeiten, um identifizierte Probleme mit Jugendlichen anzugehen. Die Mitarbeitenden werden erwartungsgemäß Maßnahmen vorschlagen, deren Umsetzung sie sich zutrauen und die ihren bisherigen Erfahrungen entsprechen. Nicht immer setzen solche selbst entwickelten Maßnahmen aber wirklich am Problem und dessen Ursachen an. Idealerweise sollten Projekte und Maßnahmen theoriegeleitet entwickelt werden. Es sollte also ein begründbarer Wirkungszusammenhang zwischen den identifizierten Problemen, ihren Ursachen und den vorgesehenen Maßnahmen hergestellt werden.
Diese Schritte einer systematischen Maßnahmenentwicklung sind in vielen Fällen von den Akteuren vor Ort kaum zu leisten. Beispielsweise fehlt es an Zeit, sich neben der praktischen Arbeit einen Überblick zu Forschungsergebnissen der Entstehungsbedingungen von Kriminalität zu verschaffen. Daher ist es ratsam zu recherchieren, ob es für die vor Ort vorhandenen Probleme nicht bereits evaluierte Präventionsansätze und -programme gibt, die sich übernehmen lassen. Mit der Anwendung solcher erprobten Programme sind viele Vorteile verbunden:
- Eine theoretische Begründung der Sinnhaftigkeit etablierter Programme ist bereits erbracht. Das heißt, die Entwickler dieser Programme haben nachgewiesene Risiko- oder Schutzfaktoren identifiziert, an denen die jeweiligen Programme ansetzen.
- Einige Programme sind manualisiert, d.h., es gibt Unterlagen, die wichtige Informationen zur Durchführung des Programms enthalten. Dazu zählen z.B. Hinweise auf die Zielgruppe (Alter, Teilnehmerzahl etc.), die angewendeten Methoden oder didaktischen Konzepte, eine sinnvolle Intensität (Dauer, Häufigkeit, Anzahl an Wiederholungen etc.), Qualifikationsvoraussetzungen bei den Durchführenden, notwendige Rahmenbedingen bei der Durchführung und viele andere Informationen mehr, die für eine erfolgreiche Programmumsetzung wichtig sind.
- In einigen Präventionsbereichen steigt die Anzahl von Programmen, deren Wirksamkeit mit wissenschaftlich anerkannten Methoden überprüft und nachgewiesen worden ist. Solche Programme werden als „evidenzbasiert“ bezeichnet. Für Sie als Anwender:in ist damit der Vorteil verbunden, dass Sie mit der Anwendung eines entsprechenden Programms mit hoher Wahrscheinlichkeit die gewünschten Ziele erreichen. Außerdem erleichtert es die Auswahl eines Programms zU begründen, wenn Sie auf dessen nachgewiesene Wirksamkeit, dessen Evidenzbasierung verweisen können.
Wie Evidenz in der Prävention zustande kommt, soll im Folgenden skizziert werden, bevor dann im weiteren Kapitel ausgewählte evidenzbasierte Programme vorgestellt werden.
Evidenzbasierte Prävention
Kriminalprävention ist ein Oberbegriff für Strategien und Ansätze, die darauf abzielen, Kriminalität zu verhindern. Der Zusatz evidenzbasiert bedeutet, dass zwischen einem Präventionsansatz und dem von ihm angestrebten Zielen ein wissenschaftlich belegter Zusammenhang besteht.

Evidenzbasierung dient dazu, die Wirksamkeit und die Qualität sozialer Programme zu erhöhen. Dies ist ein aufwändiger und voraussetzungsreicher Prozess, an dem Akteur:innen aus Wissenschaft, Praxis, Verwaltung und Politik gemeinsam arbeiten.
Vereinfacht dargestellt verläuft die Entwicklung eines nachweislich wirksamen Präventionsansatzes in vier Schritten (vgl. Abbildung):
Evidenzbasis I: kriminologische Forschung
Kriminologische Forschung ist ein Teilbereich der Sozial- und Verhaltenswissenschaften, der die Ursachen, Folgen und Sanktionierung von Regelverstößen untersucht. Polizeiliche Kriminalstatistiken, Lagebilder, kriminologische Dunkelfeldstudien und Statistiken zur Rückfälligkeit bilden eine wichtige Datengrundlage, um Änderungen im Kriminalitätsaufkommen anhand kriminogener und präventiver Faktoren zu erklären.
Wissenstransfer
Ein gezielter Wissenstransfer bündelt relevante Forschungsergebnisse und macht sie dadurch verwertbar für Akteure außerhalb des wissenschaftlichen Betriebs. Ziel des Wissenstransfers ist es, bereits vorhandenes Fachwissen sinnvoll zu ergänzen und aktuell zu halten.
Evidenzbasierte Programmtheorie
Vor der praktischen Präventionsarbeit steht die Konzipierung und die politische Planung der entsprechenden Programme oder Maßnahmen, wie z. B. ein Mentorenprogramm für auffällige Jugendliche. Hier geht es häufig noch gar nicht so sehr um die Frage „Was wirkt?“, sondern beispielsweise darum, welches Projekt die Menschen und Verantwortlichen in einem Stadtteil, einer Region oder einem Bundesland akzeptieren.
Eine evidenzbasierte Programmtheorie benennt präzise, welche Personen mit welchen Qualifikationen bestimmte Ressourcen, Arbeitsmittel, didaktische oder therapeutische Methoden einsetzen, um erwiesene Risikofaktoren abzumildern bzw. Schutzfaktoren zu verstärken.
Soziale Einflussfaktoren lassen sich unter Laborbedingungen meistens einfacher beeinflussen als unter den alltäglichen Bedingungen der Präventionsarbeit vor Ort. Gerade hier sind wissenschaftliche und praktische Erfahrungen gleichermaßen gefragt, um pragmatische Mittel und Wege zu finden, die Adressaten der Präventionsarbeit mit dem Angebot zu erreichen. Präventionsmaßnahmen können dazu z. B. institutionalisiert (an Schulen oder in Gefängnissen), offen oder aufsuchend angeboten werden.
Evidenzbasis II: Evaluationsstudien
In der nächsten Phase erfolgt eine wissenschaftliche Begleitung der Arbeit vor Ort. Auch hier arbeiten Praktiker:innen und Forscher:innen idealerweise Hand in Hand. Eine evidenzbasierte und gut implementierte Programmtheorie sollte also nach bestem Wissen und Gewissen in der Praxis einen spürbaren Präventionseffekt haben. Eine wissenschaftliche Begleitung in Form einer Wirkungsevaluation kann diese wohlbegründete Vermutung dann anhand von Forschungsdaten untersuchen.
Wissenstransfer
Auch an der nächsten Schnittstelle zwischen Forschung & Praxis findet wieder eine Bündelung und Transfer von Wissen statt. Eine einzelne, punktuelle Evaluationsstudie erlaubt in der Regel noch keine validen Schlüsse über die Wirksamkeit eines Ansatzes als Ganzes. Sogenannte Metastudien und Systemtische Übersichtsarbeiten geben ein vollständigeres Bild darüber, welche Maßnahmen in welchen Kontexten für welche Zielgruppen am besten wirken.
Evidenzbasierte Programmpraxis
Auf der Grundlage dieser neuen Erkenntnisse können die Programmverantwortlichen und Förderer die Programmtheorie und -Implementierung justieren und förderpolitisch nachsteuern. Durch Verstetigung und Ausweitung können nachweislich wirksame Bestandteile eines Programms verbreitet und etabliert werden.
Verstetigung
Systematisch eingesetzt, haben evidenzbasierte Ansätze das Potential, die strukturellen Entstehungsbedingungen von Kriminalität mittel- und langfristig zu beeinflussen. Damit verändert sich die Ausgangslage kriminologischer Forschung. Anhaltender sozialer Wandel macht es erforderlich, die Gültigkeit evidenzbasierter Ansätze regelmäßig neu zu überprüfen.
Zusammenfassung
Evidenzbasierung erfolgt an zwei Stellen im Programmzyklus: Bei der Formulierung einer Programmtheorie (vor der eigentlichen Evaluation) und bei der Überprüfung der Programmpraxis (durch Evaluation).
Ein Programm, Ansatz oder Projekt ist theoretisch evidenzbasiert, wenn sein Konzept darauf abzielt, Einflussfaktoren zu verändern, von denen man aus der empirischen Forschung weiß, dass sie in einem ursächlichen Zusammenhang mit Kriminalität stehen.
Eine evidenzbasierte Programmtheorie untermauert also die voraussichtliche Auswirkung auf die Zielgruppe mit wissenschaftlichen Belegen.
Das Programm ist darüber hinaus auch praktisch evidenzbasiert, wenn Evaluationsstudien belegen, dass es auch unter den realen Bedingungen der Programmpraxis die gewünschten Veränderungen herbeiführt.
Hinweis: Nicht alle existierenden Programme können oder sollen evidenzbasiert sein. Jedes Praxisfeld braucht Spielraum, um Neues auszuprobieren, und in einigen Bereichen fehlt noch das nötige Wissen. Kommunale Präventionsbemühungen sollten sich jedoch stets am Leitbild der Evidenzbasierung orientieren.
Zur Evidenz von Ansätzen in verschiedenen Handlungsfeldern der Prävention:
Walsh, M., Pniewski, B., Kober, M. & Armborst, A. (Hrsg.) (2018). Evidenzorientierte Kriminalprävention in Deutschland. Ein Leitfaden für Politik und Praxis. Wiesbaden.
Evidenzbasis
CTC ist in verschiedener Hinsicht evidenzbasiert, das heißt, an mehreren Stellen wird zur Erreichung des Ziels, die persönliche und soziale Entwicklung von Kindern und Jugendlichen positiv zu beeinflussen, auf wissenschaftlich belegte Erkenntnisse zurückgegriffen. Um die Wahrscheinlichkeit von Verhaltensproblemen von Kindern und Jugendlichen zu verringern, setzt CTC an „Risiko-“ und Schutzfaktoren in den Sozialisationsbereichen Familie, Schule, Gleichaltrige und soziales Umfeld/Nachbarschaft an, die einen wissenschaftlich erwiesenen Einfluss ausüben. Um das Vorliegen dieser Faktoren in einer Kommune zu ermitteln, wird eine kommunale Kinder- und Jugendbefragung mit einem Online-Fragebogen durchgeführt, dessen Eignung vielfach überprüft und bestätigt wurde. Schließlich werden nur solche Präventionsangebote zur Bearbeitung ermittelter Bedarfe empfohlen, die über belastbare Belege ihrer Wirksamkeit verfügen. Damit erfüllt CTC alle Anforderungen eines idealtypischen Prozesses evidenzbasierter Prävention, wie er zu Beginn dieses Kapitels skizziert wurde.
Wie die Umsetzung der Rahmenstrategie CTC in einer Kommune konkret geschieht, wird im Folgenden dargestellt.
Umsetzungsphasen
Die Umsetzung von CTC vor Ort erfolgt in fünf aufeinander aufbauenden Phasen :
Phase 1: Bereitschaft, Voraussetzungen und Rahmenbedingungen klären
Unter Anleitung und mit Unterstützung von CTC-Mitarbeiter:innen werden alle für die Prävention relevanten Akteure vor Ort, wie politische Verantwortungsträger, Schulen, Fachverwaltungen, in den Prozess eingebunden, um eine gemeinsame Strategie mit definierten Handlungsschwerpunkten zu entwickeln.
Für eine reibungslose Einführung von CTC auf lokaler Ebene müssen einige Mindestbedingungen erfüllt sein. Obwohl CTC stark auf die örtlichen Gegebenheiten eingeht, sollte jeder Standort denselben CTC-Prozess durchlaufen. Die Einführung der CTC-Strategie ist ein Prozess, der auf einer aktiven Teilnahme einer möglichst breiten „Koalition“ von Schlüsselpersonen, Organisationen, Behörden und Bewohnern in einem Gebiet aufbaut.
Phase 2: Organisationsstrukturen einrichten
An dem lokalen Veränderungsprozess sind mehrere Akteure beteiligt, in jedem Fall aber eine Lenkungsgruppe und Gebietsteam.
Es wird daher eine kommunale Lenkungsgruppe eingerichtet oder ein bestehendes Lenkungsgremium dazu benannt. Dabei handelt es sich um Akteure in einer Kommune, die einen direkten Einfluss auf die Politik, die Zuweisung von Finanzen, die öffentliche Meinung usw. haben (z. B. Bürgermeister, Dezernenten, Schulleiter). Die Lenkungsgruppe hat unter anderem die Aufgabe, ein Gebietsteam einzusetzen, den CTC-Prozess zu unterstützen und die lokalen Akteure zur Mitarbeit einzuladen.
Daneben wird ein Gebietsteam als die treibende operative Kraft hinter allen ortsbezogenen Aktivitäten von CTC eingerichtet. Dabei handelt es sich um eine repräsentative Gruppe, die aus Vertretern des Schul- und Bildungsbereichs, der Kinder- und Jugendarbeit, des Gesundheitswesens, der Polizei, der Justiz, freier Träger, Sportvereine, Kirchengemeinden und lokaler Politik besteht. Das Gebietsteam hat die Aufgabe, den CTC-Prozess auszuführen und die Bewohner:innen, Eltern und Jugendlichen darin einzubinden.
Es hat sich bewährt, diese Gruppen aus bestehenden Strukturen (z. B. Kommunale Präventionsgremien, Stadtteilrunden) heraus einzurichten oder aber CTC regelmäßig auf die Tagesordnung dieser Gremien zu setzen.
Phase 3: Erstellung eines datengestützten Kommunalprofils
Mithilfe einer repräsentativen CTC-Kinder- und Jugendbefragung wird ermittelt, welche Risikofaktoren für eine ungünstige Sozialentwicklung in den Sozialräumen einer Kommune eine besonders bedeutsame Rolle spielen und welche Schutzfaktoren gezielt gestärkt werden müssen. Für diese Befragung wird ein bewährter Fragebogen vom CTC-Team online zur Verfügung gestellt. Die Auswertung der Befragung erfolgt automatisiert und bildet die Grundlage für einen Kommunalbericht, der es Kommunen erlaubt, informierte Entscheidungen über eine bedarfsgerechte Prävention treffen zu können.
In der CTC-Befragung werden 22 Risiko- und 16 Schutzfaktoren untersucht. Die Risikofaktoren wurden als gemeinsame Ursache für ganz unterschiedliche Problemverhaltensweisen (z. B. Jugendgewalt, Delinquenz, Schulabbruch, Drogen- und Alkoholmissbrauch, vorzeitiger Schulabbruch oder depressive Symptome) nachgewiesen. Gleichzeitig wird analysiert, welche Schutzfaktoren in Familien, Peer-Gruppen oder Nachbarschaften gestärkt werden müssen. Diese wissenschaftlichen Befunde verleihen der Prävention im Rahmen von CTC hohe Relevanz: Gelingt es relevante Risikofaktoren zu minimieren und Schutzfaktoren zu stärken, kann man gegen unterschiedliche Problemverhaltensweisen vorgehen, noch bevor sie entstehen. Im Rahmen der CTC-Befragung entsteht ein Überblick, welche Risiko- und Schutzfaktoren besonders stark und welche eher schwächer in einer Kommune ausgeprägt sind. Auf dieser Grundlage lässt sich eine Präventionsstrategie steuern, die zielgerichtet und wirksam ist, noch bevor Problemverhalten auftritt.
Daneben wird auch abgefragt, wie verbreitet Problemverhaltensweisen unter Jugendlichen aktuell sind. Dies gibt einerseits Aufschluss darüber, wie sich Kinder und Jugendliche in einer Kommune bislang entwickeln konnten und ob möglicherweise ein akuter Interventionsbedarf besteht.
Die beteiligten Akteure treffen eine Auswahl der zwei bis fünf wichtigsten Faktoren für die weitere Arbeit und analysieren das bestehende Präventionsangebot auf Lücken und Überschneidungen in Bezug auf die ausgewählten Faktoren.
Phase 4: Aktionsplan erstellen:
Ausgewählte Präventionsangebote sollen anschließend unter Einbezug möglichst aller lokalen Präventionsakteur:innen ausgebaut werden, die sich auf die lokal bedeutsamsten Risiko- und Schutzfaktoren richten, auf eine breite Akzeptanz unter den Beteiligten stoßen und über belastbare Nachweise ihrer Wirksamkeit verfügen. Um kommunale Präventionsnetzwerke bei der Auswahl von evaluierten Präventionsmaßnahmen zu unterstützen, wurde vom Landespräventionsrat Niedersachsen die Grüne Liste Prävention (www.gruene-liste-praevention.de) entwickelt. Diese Empfehlungsliste liefert eine Gesamtübersicht über in Deutschland verfügbare evaluierte Präventionsprogramme für die Zielgruppen Kinder und Jugendliche, jeweils bewertet nach der Güte des erbrachten Wirkungsnachweises. Programme können in der Grünen Liste nach den in Phase 3 priorisierten Faktoren und Lücken in der Angebotsstruktur recherchiert werden.
Ein von den Akteuren gemeinsam erarbeiteter CTC-Aktionsplan enthält schließlich mess- und überprüfbare Zielstellungen für bestehende oder neu einzuführende Programme, für die priorisierten Risiko- und Schutzfaktoren und für die zu verringernden Problemverhaltensweisen.
Phase 5: Aktionsplan umsetzen:
Die ausgewählten Programme und Maßnahmen sollen nachhaltig in den beteiligten Einrichtungen wie Kitas, Schulen, Familienbildung, Jugendarbeit etc. verankert werden. Dazu werden konkrete Vereinbarungen im Rahmen der Umsetzung getroffen. Regelmäßige Wiederholungen der CTC- Kinder- und Jugendbefragung dienen einer bedarfsgerechten Nachsteuerung der Angebote.
Verbreitung
CTC wurde Ende der 80er Jahre in den USA entwickelt. Im Rahmen eines erfolgreichen Modellversuchs gelang es dem Landespräventionsrat Niedersachsen CTC auf deutsche Verhältnisse zu übertragen. Seither wird CTC in vielen Kommunen umgesetzt. Aufgrund des auch außerhalb von Niedersachsen gewachsenen Interesses an CTC hat der Landespräventionsrat Niedersachsen 2018 gemeinsam mit der Stiftung Deutsches Forum für Kriminalprävention (DFK) und dem Deutschen Präventionstag gGmbH (DPT) eine Bundestransferstelle für CTC eingerichtet. Aufgabe der CTC-Transferstelle ist es, die aktuelle Forschung als auch die Entwicklung der CTC-Strategie in Deutschland weiter voranzuführen. Neben der Entwicklung und Weiterentwicklung von Lern- und Lehrmaterial steht auch die Qualifizierung der CTC- Akteur:innen in den Kommunen und auch auf den Landesebenen im Mittelpunkt der Aktivitäten der CTC-Transferstelle. Unter Einbeziehung einer Lernplattform wurde 2020 u. a. ein modernes Blended-Learning-Curriculum für CTC entwickelt Seit 2021 werden CTC-Landesmultiplikator:innen in den Bundesländern ausgebildet, die interessierte Kommunen bei der Umsetzung von CTC begleiten und unterstützen sollen.
Stärken von CTC
Für die Kommunen ist die Umsetzung und Anwendung von CTC mit verschiedenen Vorteilen verbunden.
- Als Präventions- und Implementierungsstrategie ermöglicht es CTC, Kommunen bedarfsgerecht, wirksam und nachhaltig Präventionsmaßnahmen für Kinder und Jugendliche zu verankern.
- Die jeweiligen Präventionsmaßnahmen orientieren sich immer an den konkreten, individuell ermittelten Bedarfen vor Ort. Dabei werden vorhandene Ressourcen und Schutzfaktoren in der Kommune ebenso in die Betrachtung einbezogen wie die Rahmenbedingungen für die Umsetzung von Maßnahmen.
- Interessenten können auf praxisbewährte und nachgewiesenermaßen wirksame Prozesse, Instrumente und Maßnahmen zurückgreifen. Zudem erhalten sie Beratung und Unterstützung durch geschulte CTC-Multiplikator:innen.
- Zu den Prozessen, Arbeitsschritten und Inhalten von CTC sind Schulungsmaterialien erarbeitet worden, die sowohl für das Selbststudium als auch für Multiplikator:innenschulungen vorliegen. Interessenten können damit auf einen großen Informations- und Materialfundus zurückgreifen.
- Durch die Einbindung aller relevanten Akteure vor Ort in den CTC-Prozess entsteht ein Präventionsnetzwerk, in dem sich die Beteiligten kennenlernen, Vertrauen und Kooperationsbeziehungen aufbauen können.
Weiterführende Informationen zu CTC:
- https://www.ctc-info.de/
- Groeger-Roth, F. (2012): "Communities That Care - CTC" in der Praxis. Ergebnisse und Erfahrungen aus dem Modellversuch SPIN in Niedersachsen. In: forum kriminalprävention 3/2012, S. 2 - 6.
- Hentschel, J. (2018): Passgenaue Prävention für eine ganze Stadt oder Überforderung? Communities That Care (CTC) in Augsburg. In: forum kriminalprävention 3/2018, S. 20 – 23.